Im vergangenen Jahr ist eine enorme Welle an neuen ’sozialen Netzwerkplattformen‘ über den ohnehin schon überforderten Webuser hergeschwappt in einer Geschwindigkeit in der kaum jemand mehr mithalten kann. Hier gibts es mal eine kleine (eigentlich etwas größer geratene) Übersicht:
Urmutter aller solcher sozialen Onlineplattformen ist wohl die Seite myspace – wie ich finde eine denkbar schlechte Seite. Das Layout und die ganze Struktur der Seite erinnern mehr an eine private Homepage von anno 1998 – auch dank vieler User die immer anscheinend immernoch der Meinung sind das animierte Gifs und knallbunte Fotos als Hintergrund cool sind. Mittlerweile dreht sich bei myspace alles nur noch darum wer die meisten Freunde hat.
Weniger verspielt und etwas seriöser kam Anfang 2004 die Platform Facebook daher – das surfen dort ist wesentlich angenehmer, allerdings merkt man als Deutscher dort schnell das die Plattform voll und ganz auf den Amerikanischen User und das dortige Schul- & Arbeitsystem auslegt ist. Mitte 2006 erschien im deutschen Web der auf Deutschland zugeschnittene Abklatsch StudiVZ, welcher mittlerweile auch weitere europäische Mandanten an den Start gebracht hat, die allerdings fragwürdigerweise (noch?) nicht miteinander vernetzt sind. Das ‚Business‘-Gegenstück zu myspace und StudiVZ ist das in Deutschland entstandene XING, ehemals OpenBC, wo es sich hauptsächlich um die Arbeitswelt dreht.
Andere Plattformen bei denen es hauptsächlich darum geht Freunde zu finden oder wiederzufinden, sind unter anderem Friendster, Stayfriends, Xanga und natürlich gibt es auch noch für jeden Geschmack und für jedes Land seine eigene Plattform, zum Beispiel vampirefreaks.com, eine Plattform für Gothics die vor einiger Zeit wegen eines dort registrierten Amokläufers in den Medien war (die allerdings auch eher an Web 0.5 erinnert) oder lunarstorm.se, eine skandinavische Schüler & Studentenplattform. Anhand dieser Beispiele kann man sich denken was noch so alles da draussen an sozialem Wahnsinn wimmelt. Flickr und Picasa sind die kostenlosen Online Fotogalerien, bereitgestellt von den Suchmaschinengiganten Yahoo und Google. Dort kann der User fröhlich allerlei Bilder hochladen. Hat man bei Flickr einen kostenlosen Account so gibt es ein monatliches Upload Limit, bezahlt man aber knapp 25$ im Jahr kann man so viel uploaden bis man umfällt. Last.fm ist eine soziale Plattform auf der durch ein installiertes Tool die Songs angezeigt werden, die man zuletzt auf seinem Rechner gehört hat. Diese Daten werden gesammelt und daraus werden allerlei anschauliche persönliche Charts erstellt. Es wird nicht gespeichert ob man die Lieder als MP3 oder als CD oder sonstiges hört, dennoch schrecken einige User vor dieser Plattform zurück, da dies ja geradezu das Paradies für illegal heruntergeladene Musik ist. Flixster ist ein mehr oder weniger misslungener Versuch ein last.fm für Filme darzustellen.
del.ico.us und ClipMarks sind Seiten auf denen man seine Bookmarks online verwalten kann und Seiten speichern kann die man gerne besucht. Am Rande der Sinnlosigkeit bewegen sich Seiten wie Twitter wo die Benutzer frei und fröhlich einfach berichten was sie gerade machen, sei es noch so persönlich…
Nicht zuletzt gibt es Second Life, eine Mischung aus 3-Dimensionalem Chatroom und Online-Spiel, obwohl es eigentlich kein Spiel ist, sondern doch eher eine soziale Umgebung – wie der Name schon sagt, ein zweites Leben. Das sind nur einige sehr wenige Beispiele – wenn man alle bekannteren Plattformen aufzählen wollen würde, würde das völlig den Rahmen sprengen. Als eine Plattform mit Zukunft könnte sich virb.com entpuppen – diese ist in jeder Hinsicht das bessere myspace. Statt nerviger 98er Programmierung setzt virb voll auf Web 2.0, was die Plattform sehr userfreundlich und angenehm macht. Dort muss man nicht wie bei myspace sein Profil durch obskure CSS styles hacken um es zu personalisieren, sonder man hat selbst vollen Zugriff auf das CSS und kann sogar die auf der Seite angezeigten Elemente bearbeiten. Bei virb treiben sich hauptsächlich Leute rum die was auf sich halten was Programmierung, Design und CSS angeht – und auch für Bands ist es dort wesentlich freundlicher gestaltet. Der Player mit dort hochgeladenen Songs startet nicht automatisch beim Laden der Seite, dadurch wird dem Besucher so mancher myspace-typischer Herzinfakt erspart. Fragt sich nur wie sich diese Bewegung weiterentwickeln wird – wird es in Zukunft eine universale Plattform geben über die man alle anderen verwalten kann? Wo bleibt da die Privatsphäre? Gibt es sowas überhaupt im Internet? Wer immer noch nicht genug hat, der kann sich ja noch einen „Useless Account“ anlegen…