1998 stellte Tim Berners-Lee, der „Vater des WWW“, im Rahmen der ersten W3C-Konferenz eine kühne Vision der Zukunft des Internets vor. Als Erfinder des auf Hypertext basierenden Austauschs von wissenschaftlichen Informationen musste er noch einen wichtigen Aspekt lösen, um den Traum eines World Wide Web gerecht zu werden: Das Auffinden von relevanten Informationen.
Die gegenwärtige Lage sieht so aus, dass man auf der Suche nach Informationen, die „Volltextsuche“ benutzen muss, die mit diversen Ausschlusskriterien versucht die relevanten Inhalte zu finden. Das Problem dabei ist, dass HTML nur als „Seitenbeschreibungssprache“ konzipiert ist, d.h. es ist nur möglich Texte in einheitlicher Gliederung zu verbreiten und jedem zugänglich zu machen. Sie kann zwar beschreiben wie Informationen dargestellt werden sollen und wie diese miteinander verknüpft werden, aber nicht was sie bedeuten. Eine Maschine, auf der diese Informationen gespeichert sind, kann auf diese Inhalte nicht zugreifen, genauer gesagt: kontextualisieren. Um aber das Potential des WWW ausnutzen zu können, müssen die Daten sowohl von Menschen als auch von Programmen verarbeitet und ausgetauscht werden können, auch wenn letztere völlig unabhängig voneinander entwickelt wurden. Hier setzt die Idee des Semantic Web ein.
Unter Semantik versteht man „die Theorie von der Bedeutung sprachlicher Zeichen“. Semantic Web soll es Programmen und Suchagenten ermöglichen die Bedeutung der Inhalte von Seiten zu verstehen, auf strukturierte Informationen zugreifen zu können und diese durch ein universales Netz semantischer Aussagen miteinander logisch verknüpfen zu können, d.h. Semantic Web ist eine Art globaler Datenbank, die auf „jede klare Frage eine klare Antwort kennt„. Nehmen wir an, ich möchte mir noch heute Abend einen MP3-Player kaufen. Ein Semantic Web Agent sucht mir einen MP3-Player nach bestimmten Kategorien wie Design, Preis und Funktionen aus und zeigt mir die Geschäfte an, die in näherer Umgebung zu meiner Wohnung liegen und noch geöffnet sind. Darüber hinaus zeigt er mir im besten Fall an, wie viele der Geräte noch vorrätig sind und gibt mir die Möglichkeit zu einer Reservierung.
Zur Umsetzung dieses Szenario bedient sich Semantic Web eines definierten Regelsystems, eine Art universeller Maschinen-Grammatik. Diese Grammatik basiert auf einer Auszeichnungssprache (XML), die Informationen standardisiert darstellt und so den Datenaustausch ermöglicht. Desweiteren einer Sprache zur Bereitstellung von Metadaten (Resource Description Framework-kurz RDF) und Ontologien, welche die Daten bzw. das Wissen logisch und einwandfrei definieren und regelbasiert abbilden.
Hierbei darf man die Vorgehensweise nicht mit dem Ansatz der künstlichen Intelligenz verwechseln, die eher mit der Simulation von Neuronen und lernenden Systemen in Verbindung zu bringen ist. Es geht auf eine von Menschenhand definierte Maschinen-Grammatik zurück, die um unendlich viele Vokabeln ergänzt werden kann. Semantische Technologien haben den Vorteil, dass sie Geschwindigkeit und Präzision im Informationsmanagement erhöhen. Sie schaffen einfachere Zusammenarbeit über räumliche Grenzen und erlauben somit die Verkettung von Diensten. Allerdings müssen die Techniken noch weiter entwickelt werden.
Es stellt sich die Frage nach der Autorität, die zentrale Bedeutung festlegt und der Zugänglichkeit zu diesen Ontologien. Werden sie „open source“ sein oder wird es irgendwann offizielle Zertifikate (vgl. SSL) geben, die man kostenpflichtig erwerben muss? Auch die Frage nach dem Datenschutz ist noch ungeklärt. Es kann nicht nachvollzogen werden, welche meta-semantischen Rückschlüsse auf meine Person und mein Handeln möglich sind und wer Zugriff auf diese Daten hat.
Trotz dieser Probleme lassen sich Ansätze des Semantic Web bereits in Online-Communities erkennen und somit befinden wir uns schon inmitten des „Internets der Zukunft“, in dem wie Tim Berners-Lee gegenüber der „Times Online“ erklärt hat, Suchmaschinen ausgedient haben werden und somit auch Google im Web 3.0 sein Ende finden wird.
Ob und wie schnell dies geschehen wird steht noch in Frage und es wird sich zeigen, ob das Semantic Web sich durchsetzt und sich die Vision eines „Internets der Dinge“ erfüllt, in dem alle Dinge des alltäglichen Lebens miteinander vernetzt sind.
Interessante Kurzgeschichte zum Thema Semantic Web und Google:
http://ftrain.com/google_takes_all.html
Semantische Suchmaschine:
http://www.heise.de/newsticker/Semantische-Suchmaschine-gestartet–/meldung/107759
Semantisches Suchmaschinen Online-Spiel:
http://www.heise.de/newsticker/Semantisches-Suchmaschinen-Online-Spiel–/meldung/108415