anyMOTION: Habt ihr einen Trend gesehen, der sich in den nächsten Jahren fortsetzen wird? Was ist ein Trend für die Zukunft?
Ralf Zilligen: Ich glaube, dass man die Frage nicht so stellen sollte, „was ist ein Trend“. Weil Trend ist immer rückwärtsbetrachtet, immer analysiert. Ich finde die Frage müsste viel stärker sein: Was ist die Konsequenz aus dem was ihr hier gesehenhabt? Und da gibt es einige Konsequenzen, die die Leute, die für Kreation verantwortlich sind, in Zukunft beachten müssen. Und dafür ist die Juryarbeit im Wettbewerb wie der ADC ein exzellentes Werkzeug um zu gucken, wie funktioniert Kommunikation gerade. Gibt es etwas, was ich daraus lernen kann? Du fährst nach Hause und montags wird die Arbeit, die ich jetzt kommenden Montag mache, die wirdanders aussehen als die in der letzten Woche aussah.
Niklas Frings-Rupp: Ich war letztes Jahr zum ersten Mal in der Jury. Das ist mein zweites Mal. Ich habe im Vergleich zum letzten Jahr festgestellt, dass öfters gesagt wurde: „Oh, das habe ich glaube ich schon mal gesehen.“ Warum ist das so? Weil irgendwo auf der Welt immer irgendjemand etwas Ins Netz stellt, auf „Ads of the World“ oder auf was auch immer für Seiten. Es ist alles wahnsinnig schnelllebig und transparent geworden. Es ist ganz gefährlich. DasInternet ist im Augenblick teilweise eher ein tötendes Instrument mit den ganzen Arbeiten, die irgendwo überall sind, weil man insgesamt gar nicht weißwas auf der Welt passiert ist. Das ist mir dieses Jahr aufgefallen.
anyMOTION: Ihr seid beide ADC Mitglieder und beide in der Jury. Was hat euch bei der Arbeit in der Jury besonders beeindruckt? Wie war die Arbeit in der Jury?
Niklas Frings-Rupp: Die Juryarbeit hat wirklich Spaß gemacht. Wir haben ein phantastisches Team gehabt und was ich besonders genieße, ist wie sich die Bälle hin- und her geschossen werden und wie ein Motiv von Wirklich ausgezeichneten Kreativen unterschiedlich wahrgenommen, begründet und analysiert wird. Das macht unheimlich viel Spaß. Da was hinzuzutun, über ein Motiv zu argumentieren, über die Qualität und die Hintergründe – phantastisch.
anyMOTION: Hast Du selber auch etwas gelernt?
Niklas Frings-Rupp: Da lernt man die ganze Zeit. Sowohl inhaltlich als auch präsentations- und gestaltungstechnisch. Da gibt es unheimlich viel zu lernen.
Ralf Zilligen: Geht mir genauso. Ich war jetzt zum 10. Mal in der Jury und ich komme auch immer wieder zurück und bin bereichert. Inhaltlich, auf jeden Fall aber auch, was das Verhalten von Mitjuroren angeht. Es gibt ja den Verdacht, dass wir – speziell im ADC – doch teilweise sehr rüde miteinander umgehen, dass politisiert wird. In meiner Jury habe ich so empfunden, dass die Diskussion sehr inhaltlich geführt wurde und dass auch persönliche Eitelkeiten zurückgestellt wurden, weil man merkte, dass die Sache es einfach so erforderlich macht, sich inhaltlich damit auseinander zusetzen und keine Fraktionszwänge mehr aufbaut.
anyMOTION: Wie beurteilt ihr den Bereich „neue Medien“ und die Arbeiten, die in dieser Kategorie eingereicht wurden?
Niklas Frings-Rupp:Den tiefsten Eindruck haben Arbeiten in der Kategorie „ Neue Medien“ bzw. online hinterlassen. Es gab ein paar Arbeiten, bei denen die Leute mit roten Ohren rumgelaufen sind und Gesagt haben, dass ist ein Riesenwurf!
Ralf Zilligen: Da hat im letzten Jahr ein Quantensprung stattgefunden. Es gibt einige Agenturen, die wirklich internationales Niveau erreichen und daran sieht man, dass im Augenblick sehr viel Kraft investiert und sehr viel ausprobiert und experimentiert wird. Das Ergebnis sind Außerordentliche Arbeiten.
anyMOTION: Was lernt man aus diesem Wettbewerb? Was für einen Einfluss hat der ADC auf die Kreativen?
Niklas Frings-Rupp: Der ADC nicht nur für Kreative spannend, sondern auch für Kunden. Weil das die Benchmark setzt. Der ADC ist Leidenschaft. Man sieht Arbeiten und deswegen macht man den Beruf. Es werden hier Arbeiten ausgezeichnet, an denen man sich erfreut und zumindest mal geteilter Meinung sein kann, die aber anregen und möglicherweise polarisieren. Die auf jeden Fall etwas in Bewegung setzen. Das passiert auch bei den Kunden. Deswegen ist dieser Wettbewerb wichtig um Mut zu machen diesen Schritt zu wagen.
Ralf Zilligen: Ja, eben. Guck dir mal alleine eine Kategorie „Automobilkommunikation“ an. Inzwischen laufen die Automobilkunden durch die Ausstellung und sehen was der Wettbewerb macht. Weil sie merken, dass dieser Markt oder diese Kategorie so kompetitiv und schnelllebig ist, dass die Geschwindigkeit, in der ich bestimmte Themen kommuniziere, mindestens genauso wichtig ist, wie die Qualität oder der Umfang.
anyMOTION: Habt ihr Ratschläge wie man beim ADC gewinnen kann?
Ralf Zilligen: Der ADC ist wie jede Diva launisch und der Wettbewerb hat in einem Jahr nach folgenden Kriterien funktioniert und im nächsten Jahr funktioniert er nach anderen. Man kann es schwer antizipieren und der einzige Rat den ich geben kann, ist: Gas geben!